Die Frage, wie werde ich mein Alter verbringen, brennt vielen Menschen in Deutschland unter den Nägeln. Steigende Lebenshaltungskosten, lange Wartezeit bei Ärzten und Spezialisten, Personalnot im Pflegebereich, Hektik im Alltag und die Angst vor dem Alleinsein schüren die Sorge um die verbleibenden Jahre.
Das Magazin Focus (27.8.2017) berichtet, die “Welt am Sonntag” habe analysiert, wo Rentner aus Deutschland nicht nur am günstigsten, sondern auch am komfortabelsten leben. Die Lebenshaltungskosten flossen zu 50 Prozent in die Analyse mit ein, die restlichen 50 Prozent würden von der medizinischen Versorgung, der Kriminalitätsrate und der Korruption beeinflusst. Nach dieser Analyse belegen Polen, Tschechien, Ungarn, Österreich und Spanien die ersten Plätze als die bevorzugtesten Länder.
Dieses Ergebnis verwundert, denn es bezieht den Lateinamerikanischen Raum überhaupt nicht mit ein. Die Situation in Chile rechtfertigt, dieses Land als ernsthafte Alternative zu den bisherigen bevorzugten Ländern in Betracht zu ziehen.
Bei einem weltweiten Vergleich der Lebenshaltungskosten, basierend auf Daten von 2016 (www.laenderdaten.info), wurde Deutschland als Basis mit einem Index von 100 gesetzt und daraufhin die anderen Länder angepasst. Chile hat einen Index von 69.7 in dieser Tabelle. Die üblichen Kosten des täglichen Bedarfs sind also um 30.3 % geringer als in Deutschland. Die anderen Länder wurden wie folgt bewertet:
- Polen: Index 53.2
- Ungarn: Index 56.8
- Spanien: Index 88.2
- Tschechien: Index 106.1
Chile befindet sich also in der Mitte vor Spanien und Tschechien. Leider fehlen Angaben, welche Daten zur Messung der weiteren 50% hinsichtlich der medizinischen Versorgung, Kriminalitätsrate und Korruption herangezogen wurden.
Die medizinische Versorgung ist in Chile ausgezeichnet. Die privaten Kliniken stehen den deutschen Kliniken im Anspruch nicht nach. Es ist wesentlich einfacher und schneller, Termine für Spezialisten und Operationen zu erhalten. Bis zum 70. Lebensjahr kann man bei einer privaten Krankenversicherung unter Vertrag genommen werden. Diese deckt einen Grossteil der Kosten, auch für Behandlungen die im Ausland anfallen. Wer keine private Krankenversicherung hat, wird im öffentlichen Krankenhaus behandelt.
Die Kriminalität lässt sich zum Beispiel an der Zahl der Morde pro 100.000 Einwohner des Landes messen. Hierzu gibt es viele Quellen. Wenn man an Lateinamerika denkt, darf man nicht den Fehler machen, Chile in einem Atemzug mit den anderen Ländern zu nennen, denn es hat die niedrigste Mordrate mit 3,2 Morden/100.000.
Kriminalität sollte man auch nicht zahlenmäßig vergleichen, denn es kommt vielmehr auf den Grad der kriminellen Intensität an. Interessanterweise kennt das chilenische Recht ein unterschiedliches Strafmass bei einem Einbruch in ein Haus. Wenn die Bewohner zur Zeit des Einbruches im Haus sind, ist das Strafmass wesentlich höher. Und die Bewohner dürfen sich auch wehren und den Eindringling erschießen. Dies bewirkt, dass Einbrüche eigentlich nur Tags über stattfinden, wenn man nicht zu Hause ist.
Wenn man in Chile lebt, muss man sich vor Augen halten, dass das Mindestgehalt derzeit bei 330 Euro pro Monat liegt, 50 % der Bevölkerung verdienen nicht mehr als 500 Euro. Wenn man also sein Auto parkt, um zum Beispiel zum Wandern oder Schwimmen zu gehen, und sichtbar im Auto Werte von 4.000 Euro lässt, dann entspricht das einem Jahresgehalt. Auch in Deutschland würde man nicht sein Jahresgehalt im Auto liegen lassen, oder?
Wenn Leute sich im Internet beschweren, man habe ihnen in Santiago den Rucksack mit Handy, Computer, Kamera, Kreditkarten und manchem mehr an der Bushaltestelle geklaut, weil man sich kurz mal umgedreht habe, dann haben sie es selbst Dieben leicht gemacht. Beides sind Einladungen, die keine große kriminelle Intensität erfordern.
Der chilenische Alltag verläuft ohne Angst, Überfälle sind äußert selten und eher der Großstadt vorbehalten, Schlägereien gehören auch nicht zur Tagesordnung. Die Aufklärungsrate ist hoch. Autodiebstähle werden zum Bespiel bis zu 90 % aufgeklärt. Polizeipräsenz gehört zum Straßenbild, in Santiago wird sogar berittene Polizei eingesetzt. Man fühlt sich sicher.
Auch was die Korruption angeht, schneidet Chile gut ab. Der Korruptionswahrnehmungsindex von 2017 bewertet die angesprochenen Länder wie folgt:
- Deutschland: Platz 12
- Österreich: Platz 16
- Chile: Platz 26
- Polen: Platz 36
- Tschechische Republik: Platz 42
- Spanien: Platz 42
- Bulgarien: Platz 71
Auf Grund der historischen Entwicklung Chiles hat die deutsche Kultur einen entscheidenden Einfluss gewonnen, der sich im Alltag ständig bemerkbar macht. Dies fängt mit dem Wort „Kuchen‘‘ an. Der Kuchen heißt nicht nur so, sondern schmeckt auch wie zu Uromas Zeiten. Um dem Rechnung zu tragen, gibt es zum Beispiel ein Restaurant, das schlichtweg „Oma“ heißt.
Die Anerkennung der deutschen Ausbildung wurde in den Deutschen Schulen umgesetzt. Diese sind im ganzen Land zu finden. Dort haben die Schüler noch bis vor kurzem den ganzen Tag Deutsch gesprochen. Aus diesem Grunde findet man viele Chilenen, die ausgezeichnet Deutsch sprechen. Deutsche werden geachtet und als Immigranten gerne gesehen.
Interessanterweise kennt das chilenische Einwanderungsgesetz eine eigene Rubrik für im Ruhestand befindliche Ausländer und Rentner. Die Einwanderung für diese Altersgruppe ist wesentlich einfacher als in anderen Ländern. Es gibt keine Altersbegrenzung, es wird kein Arztattest gefordert und auch kein Sprachtest. Es gilt zu beweisen, dass man über ausreichend Geld verfügt, um seinen Altersruhestand zu finanzieren.
Es ist hilfreich, wenn man sich schon ein Grundstück oder Haus gekauft hat. Das Gesetz sagt leider nicht, was und in welcher Höhe nachgewiesen werden muss. Es bedarf einer schriftlichen Erklärung auf Spanisch, welche eigenen Interessen man am Land hat und wie ein Stattgeben des Visaantrages zum Vorteil Chiles gereichen könnte.
Das sind etwas vage Formulierungen. Andere Länder bewerten Einwanderungsbegehren nach einem detailliert vorgegebenen Punktsystem. Der chilenische Staat behält es sich somit vor, wen er ins Land lässt und wen nicht.
Für ältere Menschen gilt es zu erwähnen, dass man sehr leicht Hilfen für den Haushalt, Garten oder Krankenpflege findet. Bei einer Bezahlung von ca. 35 Euro pro Tag arbeiten diese Helfer bis zu 9 Stunden am Tag. Viele dieser Menschen erbringen ihre Dienstleitungen noch gerne und sind stolz auf ihre Leistung.
Wenn man also mit dem Gedanken spielt, sein hohes Alter im Ausland zu verbringen, sollte man Chile ernsthaft in Erwägung ziehen.
Beitrag von Dr. M. Broecking
P.S. Gerne beantworte ich weitere Fragen per E-Mail: mbroecking@atalahbinfa.com
Umzug nach Chile
Vergleichen Sie die Kosten und sparen bis zu 40 % bei Ihrem Umzug. Innerhalb von nur 1 Minute können Sie hier kostenlos die 5 besten Angebote von über 1.000 professionellen internationalen Umzugsunternehmen erhalten. Über 200.000 Auswanderer haben bisher diesen Service erfolgreich genutzt.
Möchten Sie schnell die Sprache Ihrer neuen Heimat sprechen?
Folgende Seiten über Chile könnten Sie auch interessieren
- Einwanderungsbestimmungen
- Kontakte
- Lebenshaltungskosten
- Arbeit, Steuern, Versichern
- Immobilienerwerb
- Erfahrungen Auswanderung
- Einreisebestimmungen
- Startseite Chile
Merken und empfehlen
Sollten die Infos dieser Seite wichtig für Sie sein, dann bookmarken Sie diese bitte und geben uns ein Like. Sind Sie der Meinung, dass auch andere diese Infos lesen sollten, dann empfehlen Sie diese Seite bitte weiter. Am Ende der Seite können Sie eine Bewertung des Artikels abgeben. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie uns 5 Sterne geben. Aber wir freuen uns auch auf ehrliche Kritik, damit wir die Inhalte weiter verbessern können.